Natürlich löste der Rücktritt von Trainer Steffen Brockmann nach acht Jahren als Chefcoach, zunächst beim TV Langen und dann bei den Rhein-Main Baskets, nicht gerade Freude aus. Auch der Wechsel von Stephanie Wagner, eine der besten deutschen Spielerinnen, nach 12-jähriger Zugehörigkeit zum TV Langen und 5 Jahren Rhein-Main Baskets ist ein herber Verlust für das Team.

Und der Teil-Rückzug von Nadine Ripper ins Team RMB 2 wird nicht leicht zu verkraften sein. Sie stand wie Steffi Wagner von Beginn an im Team der Rhein-Main Baskets, hat großen Anteil am Aufstieg in Liga 1 und an allen Erfolgen des Teams in den letzten vier Jahren. Doch „fast nebenbei“ hat sie ihre Ausbildung zur Kauffrau bei der Lufthansa geschafft, war in der letzten Saison voll berufstätig und war dennoch zuverlässig täglich im Training. „Dass sie das nicht auf Dauer schaffen kann, verstehen wir alle,“ hat Silke Dietrich, Vorsitzende der Rhein-Main Baskets, für ihren Rückzug in Team RMB 2 volles Verständnis und ergänzt: „Zum Glück lassen es die Regeln zu, dass eine Spielerin aus der 2. Mannschaft bis zu fünf Spiele in der ersten Mannschaft aushelfen darf, und das hat sie uns zugesagt.“

Neu ist der Ex-Damen-Bundestrainer Klaus Mewes, in Rhein-Main kein Unbekannter, der zuletzt das Skyliners Juniorteam coachte. Er wohnt in Neu-Isenburg, und er spielte bereits in den Seniorenteams des TV Langen. Und er hat so die Erfolgs-Geschichte der Rhein-Main Baskets immer aus nächster Nähe beobachtet, kennt die Rahmenbedingungen in Hofheim und Langen.

Aber ansonsten bleiben die Rhein-Main Baskets in Liga 1 nahezu unverändert.

Weiterhin baut die Rhein-Main-Nachwuchsfördereinrichtung auf einen großen Kader einheimischer Spielerinnen, die im TV Langen und im TV Hofheim groß, im BTI LangenRheinMain gefördert geworden sind und von Beginn an in der Spielgemeinschaft dieser beiden Vereine dabei waren. Und da auch Greunke-„Rookie“ Mara aus Kanada zurück ist – sie war bereits 2009 im Aufstiegsteam dabei -, treten die Rhein-Main´s nicht nur mit den Schwestern Dietrich (Nelli und  Pia) sondern nun auch mit den Schwestern Greunke (Svenja und Mara) an. Svenja Greunke, Nelli Dietrich und Francis Pieczynski gehörten neben Nadine Ripper und Steffi Wagner zum Langener Kern des Teams von Beginn an. Und Anna-Lisa Rexroth, die ihr Basketball-Leben seit ihrem 6. Lebensjahr im TV Hofheim erlebte, ist wie keine andere das „Hofheimer Gesicht“ der Rhein-Main Baskets. Auch sie machte den Erfolgsweg des Teams seit 2008 als Leistungsträgerin mit. Anna-Lisa Rexroth und Svenja Greunke trugen bereits das Nationaltrikot bei den Damen, alle anderen spielten teilweise mehrfach in den Jugend-Nationalteams des Deutschen Basketball-Bundes.

Am schnellsten nachgerückt ist Pia Dietrich, die beim Aufstieg 2009 gerade 15 Jahre alt geworden war. Sie hat sich im Schatten der ersten Mannschaft mit großen Schritten herangearbeitet und ist inzwischen eine Erstliga-Spielerin geworden, auf die die Gegner achten sollten.

Doch der „Talente-Pool Rhein-Main“ scheint schier unerschöpflich. Kristin Annawald und Freya Schmidt waren beide auch in der Erfolgssaison 2012/13 fester Bestandteil des Teams und sollen in der kommenden Saison mehr Verantwortung übernehmen. Auch Alica Köhler rückt aus der RMB 2 in den engeren Kader der 1. Liga auf. Die ursprünglich im SV Dreieichenhain vom Basketball infizierte 21-Jährige hat sich seit 2008 in TV Langen und Rhein-Main Baskets entwickelt. Und die 17-jährige Lisa Janko, die bei SG Weiterstadt mit Basketball begann, sich zunächst nach einem anstrengende U18-Europameisterschaftssommer erst wieder langsam an den sportlichen Alltag gewöhnt, wird punktuell an die Erstligamannschaft herangeführt werden.

Einziger Neuzugang ist Amrei Bodzio. Die gerade 21 Jahre alt gewordene Münchnerin suchte sich ihren Weg zur guten Basketballerin über Halle und Jena und zuletzt an einem College in Alberta/Kanada.

Wie jung das Team weiterhin ist, verdeutlicht die Tatsache, dass als U24 (unter 24-jährig) nach dem DBB-Reglement allein elf Spielerinnen zugleich im Team RMB 2 auch in der 2. Bundesliga eingesetzt werden könnten. Kristin Annawald, Amrei Bondzio, Mara Greunke, Lisa Janko, Alica Köhler, Freya Schmidt werden von dieser Möglichkeit auf jeden Fall reichlich Gebrauch machen und sich so weiter entwickeln.

Dass die beiden Amerikanerinnen des letztjährigen Vizemeister-Teams, Denise Beliveau und Alyssa Karel, den Weg zurück ins Rhein-Main-Gebiet gefunden haben, löste in Langen und Hofheim besondere Begeisterung aus. „Das ist der Hammer,“ urteilten zahlreiche Fans des Teams und erwarten nun ähnliche Wunder wie in der letzten Saison.

Aber warum braucht ein solcher „Talente-Pool“ überhaupt noch ausländische Verstärkung in der 1. Liga ? Das hängt stark damit zusammen, dass vor allen im „Basketball-Mutterland“ USA die Ausbildung junger Spielerinnen noch excellenter ist als in den beiden Rhein-Main-Standorten Langen und Hofheim. Dazu erklären die beiden sympathischen Amerikanerinnen: „Schon von der Highschool an ist uns bewußt, dass wir mit einem Sportstipendium ein vierjähriges kostenloses Studium nach dem Schulabschluss erhalten können. Und da die Studiengebühren in den USA richtig hoch sind, stehen auch unsere Familien von Beginn an voll hinter unserem sportlichen Ehrgeiz.“ Wettkampfsport ist in USA nicht durch Vereine und Verbände organisiert, sondern durch die Schulen und Universitäten. So erhalten  alle talentierten Jugendlichen frühzeitig eine „duale“ Talentförderung, mit der sich die verschiedenen Einrichtungen in Deutschland nicht messen können. „Und wenn wir mit 22 Jahren unseren Bachelor haben, bietet Basketball uns eine wunderbare Möglichkeit, vor dem Einstieg in den Berufsalltag erst einmal ein bißchen was der Welt zu sehen,“ begründen Alyssa und  Denise, warum sie gern nach Deutschland gekommen sind, und haben am vergangenen Wochenende auch gleich noch die Eröffnung des Oktoberfestes in München genossen, ehe es jetzt mit dem Beginn der Saison wieder ernst wird.

Diese Vorschau macht hinreichend deutlich, dass die Rhein-Main Baskets mit viel Ehrgeiz und viel Basketball-Begeisterung – und mit viel ehrenamtlicher Unterstützung –  in die neue Saison 2013/14 starten, dass sie sich aber von ihrem letzten Erfolg „Deutsche Vitzemeister 2013“ keinesfalls unter Druck setzen lassen. Kapitänin Nelli Dietrich bringt es auf den Punkt: „Wie in den letzten zwei Jahren lautet auch für die Saison 2013/14 unser Saisonziel Play-offs und dann schaun wir mal !“

Team RMB I

Team RMB I

Die deutschen Vizemeister präsentieren sich von ihrer besten Seite und gutgelaunt (v.l.n.r. ):  Nelli Dietrich, Francis Pieczynski, Kristin Annawald, Mara Greunke, Svenja Greunke, Anna-Lisa Rexroth, Lisa Janko, Freya Schmidt und vorn v.l.n.r. Pia Dietrich, Alyssa Karel, Denise Beliveau, Nadine Ripper (Foto Schönwälder)