Denkwürdige Entscheidung für Rhein-Main Baskets

Silke Dietrich, Präsidentin der Rhein-Main Baskets, gab gestern nach langen Beratungen mit ihren Vorstandskollegen aus Hofheim und Langen und nach Gesprächen mit allen verbliebenen Spielerinnen bekannt, „dass wir aus personellen Gründen morgen früh der Geschäftsführung der Damenbasketball-Bundesliga den Rückzug von Team 1 der Rhein-Main Baskets aus der 1. Bundesliga bekannt geben werden.“

Die „personellen Gründe“ sind in der Philosophie und Entstehungsgeschichte der Langen/Hofheimer Spielgemeinschaft, die inzwischen auch die Vereine Homburger TG und Eintracht Frankfurt umfasst, begründet.

Die „Eigengewächse“ aus Langen und Hofheim sind seit Gründung der RMB im Jahr 2008 sieben Jahre älter und sechs Jahre älter als beim schnellen Aufstieg 2009. Sie haben ihre Berufsausbildungen teilweise abgeschlossen bzw. sind teilweise in der Endphase der Ausbildung. Da ist Erstliga-Basketball mit bis zu sechs Trainingseinheiten pro Woche und zeitaufwendigen Wochenendfahrten für die meisten einfach nicht mehr möglich, „und eine überwiegend fremde und zusammengekaufte Mannschaft wollten wir von Anfang an nicht; da bleibt uns nur der bittere Schritt des freiwilligen Verzichts auf die Erst-Liga-Lizenz,“ begründet Silke Dietrich diese schwere Entscheidung.

Ein Rückblick auf die Erstligazeit der Rhein-Main Baskets ist von tollen Erfolgen gekennzeichnt

Als die Langener und Hofheimer Mädchen im Alter von 6-8 Jahren mit dem Basketballspielen begannen, damals angeleitet von Trainerin Silke Dietrich in Langen und Trainer Rolf Weidemann in Hofheim, dachten sie bestimmt noch nicht an die 1. Bundesliga. Als aber Nelli Dietrich, Svenja Greunke und Francis Pieczynski 2005 gemeinsam in der ersten Fünf der U16-Nationalmannschaft in Tallin/Lettland ihre ersten spektakulären Auftritte hatten, durften sie und auch ihre Trainerin sowie die begleitenden Eltern schon auch mal Gedanken auf die weitere Entwicklung richten. Ein Jahr später hatten auch Stephanie Wagner vom TV Langen und Anna-Lisa Rexroth vom TV Hofheim ihre erste U16-EM gespielt, im Jahr darauf trat auch Mara Greunke erstmals international an und einige Jahre später auch die „Küken“ Pia Dietrich un d Lisa Janko vom TV Langen. Da waren sie alle jeweils 16 Jahre jung und vor allem Silke Dietrich und Rolf Weidemann waren schon längst im Gespräch über eine Kooperation.

Nachdem die TVL-Mädchen in der B-Jugend (U18) dann 2007 die deutsche Meisterschaft gewonnen hatten und alle genannten Spielerinnen bereits mehrmals bei Jugend-Europameisterschaften aufgetreten waren, kam es dann am 21. Mai 2008 zur Gründung des „SV Rhein-Main Baskets Langen e.V.“. Einer der Motoren am Beginn war neben Silke Dietrich vor allem auch Konrad Delp, Unternehmer aus Langen und zugleich TVL-Basketball-Abteilungsleiter. Er wurde zum ersten Präsidenten der RMB gewählt.

Gemeinsam schaffte die Kooperation gleich im Jahr nach Gründung den Aufstieg in die 1. Bundesliga, angeführt von den beiden TV-Trainern Steffen Brockmann (TVL) und Natalie Deetjen (TVH). Was dann folgte, kann man nur als eine große Erfolgsgeschichte bezeichnen. Klassenerhalt (2010 und 2011), Erreichen des Pokal-Finales 2012 und 2015 und die Krönung „Deutsche Vizemeisterschaft 2013“. Wer dabei war, als in der ausverkauften Georg-Sehring-Halle vor dem Finalspiel gegen den haushohen Favoriten TSV Wasserburg die Nationalhymne erklang, während des Spiels die Spannung auf dem Siedepunkt und nach Verlängerung die entscheidende 90:91-Niederlage erlebte, wird diesen Tag nicht vergessen. Die Rhein-Main Baskets waren deutsche Vizemeister 2013 !

Inzwischen sind die jungen TVL-Talente von einst auf ihren Berufswegen gut ausgebildet als Kauffrau (Nadine Ripper), als Polizeikommissarin (Francis Pieczynski) sowie auf gutem Wege zum Lehramt an Grundschulen bzw. Förderschule (Nelli Dietrich, Anna-Lisa Rexroth und Svenja Greunke). Nur Stephanie Wagner hatte sich für einen semi-professionellen Weg nach Wasserburg entschieden und steht auch dort neben „Fulltime-Basketball“ kurz vor der Diplom-Arbeit als Wirtschaftsingenieurin.

In all diesen wunderbaren Saisons hatten die Rhein-Main Baskets ausländische, vor allem amerikanische Mitspielerinnen, an die sie sich sehr gern erinnern, mit denen gemeinsam Basketball viel Spaß gemacht hat.

Ihre Saison 2014/15 haben die verbliebenen Spielerinnen mit dem 2. Platz beim deutschen Pokal und einem guten 9. Platz in der Hauptrunde beendet. Daran und an viele großartige Ergebnisse und Erlebnisse werden sich alle gern erinnern, können zurückschauen auf eine tolle Zeit für den Mädchen- und Damen-Basketball im Rhein-Main-Gebiet. Diese tolle Zeit haben neben den Langener Spielerinnen Nelli und Pia Dietrich, Mara und Svenja Greunke, Francis Pieczynski, Nadine Ripper, Anna-Lisa Delp und der Hofheimerin Anna-Lisa Rexroth, ihre Trainern, die Verantwortlichen und zahlreiche Helferinnen und Helfern gestaltet und erlebt.

Leider hat in der gleichen Zeit sich der Nachwuchs-Basketball in Rhein-Main nicht vergleichbar entwickelt. Zwar gibt es seit drei Jahren ein Team der Rhein-Main Baskets in der 2. Bundesliga ebenso wie die SG Weiterstadt und nach ihrem Aufstieg in diesem Frühjahr wahrscheinlich auch die Homburger TG in der 2. Bundesliga, aber Erstligaspielerinnen sind an keinem der Standorte nachgewachsen. Zwar gab es immer auch ein Team der Rhein-Main Baskets in der weiblichen Nachwuchs-Bundesliga, der U17-WNBL, aber Erstliga-Basketball stellt andere Anforderungen an die jungen Talente. Die Erstliga-Spielerinnen der Rhein-Main Baskets haben seit ihrem 12.Lebensjahr im TV Langen und TV Hofheim sowie unter zusätzlicher Individueller Förderung des HBV-Stützpunktes „Basketball-Teilzeit-Internat LangenRheinMain“ täglich trainiert und in jeder Jugendsaison mindestens 40 Spiele ausgetragen, zusätzlich zu großen Teil an Jugend-Europameisterschaften teilgenommen. Das haben seitdem keine Mädchen aus den Rhein-Main-Vereinen wirklich geschafft, da fehlt zur Zeit der Nachwuchs für Rhein-Main-Basketball in der 1. Bundesliga. „Wir wollen uns jetzt wieder voll und ganz der Nachwuchsförderung zuwenden, damit die Rhein-Main Baskets bald wieder nach oben angreifen können,“ sieht Silke Dietrich in die Zukunft.