Rhein-Main Baskets bedanken sich. Nach dem Gewinn der deutschen Vizemeisterschaft sorgte Headcoach Steffen Brockmann für einen Paukenschlag bei den Rhein-Main Baskets. In einem Gespräch mit Silke Dietrich (Vorsitzende ) und Rainer Greunke (Schatzmeister) erklärte er am Mittwoch, dass er als Trainer für das Team zukünftig nicht mehr zur Verfügung stehen wird.
Mit einer umfassenden Mail hat der Ex-Coach heute zusätzlich den vielen Helferinnen und Helfern der Mannschaft und des Rhein-Main-Basketballs seine Gründe erklärt und sich für die großartige Unterstützung in vielen Jahren seiner Trainertätigkeit für das Damenteam bedankt. Vor allem seine familiäre Situation, verbunden mit seinen beruflichen Pflichten ist ausschlaggebend für diese Entscheidung. Viele Jahre hat seine ebenfalls berufstätige Partnerin dem Trainer den Rücken frei gehalten. Seit er junger Vater einer Tochter ist, hat sie ihm auch die Betreuung der gemeinsamen Tochter abgenommen. Jetzt sieht er die Zeit gekommen, wo er auch als junger Vater in der Familie mehr Pflichten übernehmen möchte und mehr Zeit mit seiner Tochter verbringen möchte.
Steffen Brockmann, der 1999 als Jungen-Trainer von Eintracht Frankfurt zum TV Langen und ins BTI LangenRheinMain kam, fand 2005 erstmals den Weg zum Damen-Basketball. Gemeinsam mit Silke Dietrich übernahm er die 1. Damen des TV Langen in der Regionalliga. Sie wurden Regionalmeister und kehrten wieder in die 2. Bundesliga zurück. 2006 bis 2009 spielte das Team in der 2. Bundesliga. 2008 nach Bildung der Spielgemeinschaft von TV Langen und TV Hofheim war Brockmann zunächst gemeinsam mit Natalie Deetjen (TV Hofheim) sportlich verantwortlich für das ehrgeizige „Projekt Rhein-Main Baskets“. Gleich in 2009 gelang der Aufstieg in die 1. Liga auf Anhieb und 2010 der hart erkämpfte Klassenerhalt mit einer jungen und erstliga-unerfahrenen Mannschaft. Auch in der zweiten Erstliga-Saison war zunächst der Klassenerhalt das Hauptziel, der diesmal frühzeitiger gesichert wurde.
Nach dieser erfolgreichen Aufbauarbeit mit einem Team, das im wesentlichen immer von den jungen Spielerinnen des TV Langen und des TV Hofheim getragen wurde, begann ab 2011/12 die auch nach außen wahrgenommenen Erfolge: 2. Platz in der Hauptrunde der 1. Bundesliga sowie deutscher Vize-Pokalsieger 2012. Und das wurde getoppt mit der deutschen Vizemeisterschaft 2013 vor wenigen Tagen.
Steffen Brockmann war in dieser Zeit als Lehrer-Trainer an der Dreieichschule Langen im Rahmen des Programms zur Nachwuchsförderung des hessischen Kultusministeriums immer auch für die individuelle Förderung der talentierten jungen Rhein-Main-Spielerinnen zuständig. Im BTI LangenRheinMain koordinierte er Team- und Individualtraining sowie das Athletiktraining der Spielerinnen. Mehrere Spielerinnen schafften nicht zuletzt durch diese umsichtige Steuerung ihrer sportlichen Weiterentwicklung früh den Sprung in die Damen-Nationalmannschaft. Svenja Greunke und Stephanie Wagner nahmen so bereits 2011 erstmals an der Damen-Europameisterschaft teil.
Die offizielle Bilanz von Steffen Brockmann als Damen-Trainer umfasst bisher 159 Siege und 113 Niederlagen. Nicht zählbar ist der Einfluss von Steffen Brockmann auf die Entwicklung vieler junger Spielerinnen durch seine vielfältige Tätigkeit als Trainer der Rhein-Main Baskets. Elf Jahre hat er insgesamt seit Beginn seiner BTI-Tätigkeit mit den jungen Spielerinnen gearbeitet, acht Jahre als Trainer ihres Teams und die letzten fünf Jahre als Trainer der Rhein-Main Baskets.
Steffen Brockmann zu dieser Entscheidung: „Die Gründe liegen auf der Hand: Meine Tochter möchte jetzt mit Papa Bauklötze spielen. Diese Entscheidung fällt mir sehr schwer. Aber ich möchte jetzt auch als Vater gemeinsam mit meiner ebenfalls berufstätigen Freundin, die mir in den letzten Jahren den Rücken freigehalten hat, für unsere Tochter da sein, und ich möchte auch natürlich neben meinem Job als Lehrer mehr Zeit mit meiner Tochter verbringen.
Als ich vor etwa elf Jahren mit den ersten Spielerinnen das BTI-Individualtraining begonnen habe, war an einen solchen Verlauf nicht zu denken. Etwa zwei Monate nachdem ich auch als Teamtrainer (damals noch in der Regionalliga) eingestiegen bin, war ich nach kurzer Zeit als Damentrainer entschlossen: „.. das halte ich keine Minute länger aus, die machen mich wahnsinnig – ich schmeiß das wieder hin!” Aus zwei Monaten wurden acht Jahre :- und eine einzigartige Erfolgsgeschichte mit vielen tollen Erfahrungen und Erlebnissen bis hin zum Wahnsinnsfinale.“
Und er schrieb an die vielen Helfer und Helferinnen und Unterstützer der Rhein-Main Baskets: „Ich möchte mich bei Euch allen sehr herzlich für Euer ehrenamtliches Engagement in den letzten acht Jahren bedanken. Von der Regionalliga zur Vizemeisterschaft und Ihr wart immer dabei und habt das Team und mich immer tatkräftig unterstützt.
Silke Dietrich zur Entscheidung von Steffen Brockmann und zur näheren Zukunft der Erstliga-Mannschaft nach diesem Trainer-Rücktritt: „Auch wenn es sich abgezeichnet hatte, weil wir um Steffens private Planung nach der Geburt seiner Tochter wussten, war es doch ein Schock, als er dann sagte ´ich mache nicht weiter!´ . Zusammen mit unseren Spielerinnen und dem Organisationsteam steht er für viele Jahre kontinuierliches Lernen und Weiterentwickeln aus der Regionalliga ins Endspiel um die Deutsche Meisterschaft, mit allem, was dazu gehörte. Ein wenig im Schatten der erfolgreichen Spielerinnen hat auch er sich zu einem Spitzentrainer entwickelt und hat das Projekt Rhein-Main Baskets sportlich zu einer echten Erfolgsgeschichte gemacht, die mit der Deutschen Vizemeisterschaft nun einen Höhepunkt erreicht hat. Wir danken Steffen für die vielen Jahre erfolgreicher Zusammenarbeit, dafür, dass er unbeirrt an seine Spielerinnen geglaubt und sie als Team, als auch individuell für Großes vorbereitet hat. So trägt nicht nur die Spielkultur seine Handschrift, sondern jede einzelne Spielerin kann auf ein großes Repertoire an technischen und taktischen Möglichkeiten zurückgreifen. Seine Nachfolgerin oder sein Nachfolger trifft somit auf Spielerinnen, die einfach sehr gut ausgebildet sind, um attraktiven, schnellen Basketball spielen zu können.“
Team-Kapitänin Nelli Dietrich: Ich habe es geahnt. „Für ihn als Trainer ist der Vizetitel ein toller Abschluss, dazu kommt dass er eine kleine, süße Tochter hat und natürlich auch mehr Zeit mit ihr verbringen will. Ohne Steffen wird es komisch, er hat uns jahrelang trainiert, gefördert, versucht das Beste aus uns heraus zu holen. Man wusste, was man an ihm hat, wie man sich verhält etc. Ein neuer Trainer/Trainerin bedeutet gleichzeitig auch, sich auf Neues einzulassen. Ich bin gespannt was auf uns zu kommt und hoffe, dass man einen Coach findet, der zum Team passt und unsere Stärken nutzt. Steffen wünsche ich im Namen der Mannschaft alles Gute für seine Zukunft, eine tolle Zeit mit seiner Familie und Ruhe nach den auch teilweise anstrengenden Saisons. Er hat einen tollen Job gemacht, wir sind ihm sehr dankbar. Und natürlich hoffen wir, ihn auch noch in den nächsten Jahren bei unseren Spielen zu sehen – dann eben auf der Tribüne.“