Für Trainer Thorsten Schulz kommt der Abschied von den Rhein-Main Baskets zum richtigen Zeitpunkt

„Die Mädels sind mir ans Herz gewachsen“: Trainer Thorsten Schulz (rechts) kam im Sommer 2018 aus Sandhausen nach Langen und schließt sich nun dem Erstligisten USC Heidelberg an. Foto: lorenz 

Jörn Polzin von der Offenbach Post interviewte Thorsten Schulz. Mit der freundlichen Genehmigung des Journalisten veröffentlichen wir den Artikel vom 22. Mai 2021 aus der Langener Zeitung.

Kapitänin Pia Dietrich schwärmt vom „guten und basketballverrückten Trainer und einem wirklich tollen Menschen“. Ihre Mutter und Vereinspräsidentin Silke Dietrich spricht von einem „super Job und einem großen Schritt“, den das Team mit ihm gemacht hat. Worte, die es Thorsten Schulz bei seinem Abschied nicht leichter machen. Dennoch steht sein Entschluss. Nach drei Jahren verlässt er Zweitligist Rhein-Main Baskets und wechselt zum Erstligisten USC Heidelberg. Im Interview spricht der 42-Jährige über die Arbeit in Langen, die Entwicklung der Talente und seine neue Herausforderung.

Herr Schulz, was überwiegt: Wehmut nach drei erfolgreichen Jahren bei den Baskets oder Vorfreude auf die neue Aufgabe in der 1. Liga?

Von beidem ist etwas dabei. Wobei ich klar sagen muss, dass ich sehr mit mir kämpfen musste, diesen Schritt zu gehen. Ich habe überlegen müssen, ob ich bereit bin, das alles hier aufzugeben.

Was genau macht den Abschied aus Langen so schwer?

Alle im Verein haben wirklich toll mit mir zusammengearbeitet. Die Leute aus dem Vorstand, die Spielerinnen und die Trainer – alle haben mich und meine Ideen unterstützt. Da gab es kein Chefgetue oder so was. Das Vertrauen ist groß. Deshalb bin ich auch in die Suche nach meinem Nachfolger eingebunden.

Was bleibt sonst noch von den drei Jahren am Basketball-Standort Langen hängen?

Es sind alles basketballbegeisterte Menschen, die hier viel Energie reinstecken. Natürlich lebt man in Langen auch von der Historie. Wenn man die Halle betritt und die Bilder von früheren Meisterschaften sieht, packt einen das. Aber es wird auch in der Gegenwart viel getan. Das gesamte Umfeld strahlt Basketballverücktheit aus.

Wie hat die Mannschaft Ihre Entscheidung aufgenommen?

Es war ruhig und natürlich auch ziemlich emotional. Ich habe schließlich drei Jahre intensiv mit der Mannschaft gearbeitet. Da wachsen einem die Mädels schon ans Herz. Aber alle können meinen Entschluss nachvollziehen. Wir haben schon gefrotzelt, dass ich am Ende absteige und sie dann aufsteigen (lacht). Ich kann nur betonen, dass es definitiv keine Entscheidung gegen die Rhein-Main Baskets ist.

Sondern für Heidelberg. Wie kam es zum Wechsel?

Anfang des Monats haben sie erstmals Interesse angemeldet. Wir haben geredet und vorgefühlt, ob es passen könnte. Ich war vorsichtig optimistisch, weil es auch andere Kandidaten gab. Aus der Vergangenheit weiß ich außerdem wie es ist, Feuer und Flamme für ein Angebot zu sein, das sich dann doch zerschlägt. Aber wir sind uns von den Vorstellungen, auch finanziell, einig geworden. Heidelberg steht für Konstanz, das ist mir wichtig. Da ich auch noch in der Nähe wohne, konnte ich einfach nicht nein sagen.

Mit welcher Zielsetzung treten Sie die Aufgabe an?

Es wird ein harter Kampf und eine große Herausforderung, die Liga zu halten. Das kann mit Blick auf die starke Konkurrenz nur das Ziel sein. Klar ist aber auch: Wenn es runter gehen sollte, wollen wir auch gleich wieder hoch. 

Worin liegt der größte Unterschied zwischen den beiden Ligen?

Man braucht schon mindestens fünf Profis im Kader, um in der 1. Liga bestehen zu können. Auch die Strukturen in den Vereinen sind professioneller. In Heidelberg wird zum Beispiel mein Vorgänger als Trainer sich nun ganz auf die Sponsorensuche konzentrieren. Es gibt auch einen hauptamtlichen Athletiktrainer.

Auch am Standort Langen haben Sie als Trainer und Sportlicher Leiter des Teilzeit-Internats versucht, die Entwicklung voranzutreiben. Wie sehen Sie den Verein aufgestellt?

Was den weiblichen Bereich angeht, sehe ich Langen sehr gut aufgestellt. Die Frauen werden wieder eine gute Rolle spielen, die U18 in der Bundesliga ebenfalls. Wenn ich sehe, wie zum Beispiel Monika Wotzlaw, Jule Seegräber oder Sari Cornelius zu verlässlichen Zweitligaspielerinnen gereift sind, erfüllt mich das mit Stolz. Da haben wir eine tolle Entwicklung genommen, Kaderathleten hervorgebracht und eine Nationalspielerin zurückgeholt. Das ist natürlich nicht nur mein Verdienst. Eines weiß ich sicher: Es wird hier nichts zusammenbrechen. Daher ist es auch der richtige Zeitpunkt für diesen Schritt.

Das Gespräch führte Jörn Polzin